Die gelbe Lallschnecke

Autor: Dirk Liesch

Während Demona ihre Mithörzentrale erreichte, kam Undine beim weisen Tintenfisch, Oraculum, an und erzählte ihm von ihrer Befreiung und ihren Überlegungen zu Demona. Oraculum wurde sehr nachdenklich, als es zu dem Thema kam. Er fragte sich, woher Demona wohl wusste, dass Undine zu ihm wollte? Und warum ahnte Demona, dass Udine etwas  vorhaben könnte, was die Meerhexe unbedingt wissen wollte?

Angespannt dachte Oraculum nach, so dass sich eine tiefe Falte zwischen seinen Augen bildete. Doch dann entspannte sich sein Gesicht. Er sah Undine mit offenen Augen an und fragte sie: „Seit wann wird gesagt, dass Demona hellseherische Fähigkeiten hat?“ „Das müsste seit fast drei Jahren sein.“, antwortete Undine nach einigem Überlegen. „Und seit wann weiß Poseidon scheinbar immer, wann die schönsten Meerjungfrauen, Menschenfrauen und Feen allein sind und er sie besuchen kann?“ „Ist das nicht auch ungefähr drei Jahre her?“, antwortete Undine überrascht. „Seit wann werden viel mehr Gauklerfische und Clownfische bestraft, die Witze über die Spezialwache oder Poseidon machen oder auch Lernende der Meeresuniversität, die mit bestimmten Entscheidungen von Poseidon nicht einverstanden sind?“, fragt Oraculum mit schelmischen Blick. „Auch etwa seit drei Jahren“, wundert sich Undine. „Nun die entscheidende Frage. Was war vor etwas mehr als drei Jahren eine wirklich tolle neue Erfindung, die damit in Verbindung stehen könnte?“, fragte Oraculum ruhig mit tiefer Stimme und lehnte sich entspannt und gelassen zurück. Undine wurde bleich, „der Meeresunterhalter“, flüsterte sie und hunderte Gedanken schossen plötzlich durch ihren Kopf. „Deshalb wusste Poseidon also gestern Abend bei der Feier und danach so genau, was sie am liebsten mochte.“, war einer der Gedanken der ihr ein Lächeln ins Gesicht zauberte, bevor sich Entsetzen in ihren Augen breit machte. „Was bedeutet es, wenn der Verdacht von Oraculum stimmt und sowohl Poseidon als auch die Meerhexe alles mithören können, was über den Meeresunterhalter gesprochen wird? Welche Geheimnisse aller Meeresbewohner kennen sie? Wozu werden sie diese Geheimnisse nutzen?“, waren die Gedanken die sie bewegten, während Undine Oraculum fragte, „Wie machen Poseidon und Demona das?“ „Das ist eine durchaus berechtigte Frage!“, antwortete Oraculum lächelnd, „Aber nicht die Wichtigste für dich im Moment?“. Hierin zeigte sich die wahre Weisheit von Oraculum. Hatte Lea etwa gefragt, warum die dicken Piraten so unfreundlich sind und wie sie dies ändern könnte? Nein, sie hatte „das dicke Piraten Problem“ gelöst, indem sie einen Weg fand, das Hindernis zu überwinden, ohne die Piraten selbst zu ändern.
Undine begriff nun sofort. „Noch wichtiger als die Frage, wie machen Poseidon und Demona das, war die Frage, wie können wir zukünftig verhindern, dass Poseidon und Demona mithören?“, dachte sie. „Schon fast perfekt, dein Gedanke“, mischte sich Oraculum ein, „Noch eleganter wäre es, wenn wir verhindern könnten, dass Poseidon, Demona und alle anderen, die evtl. mithören, verstehen, was wir sagen.“