Barakoa

Die Schätze vom Strand holte Ignaz in den nächsten Tagen nach und nach mit seinem Pferd in die Stadt und vergrub das meiste davon im Keller seines großen Hauses. Etwas war aber merkwürdig. Lea hatte einen Stein im rechten Ohrläppchen, den man nicht entfernen konnte. Er war wie angewachsen. Dieser Stein war meistens schwarz, doch manchmal veränderte er seine Farbe. Schon kurz nach ihrem 5. Geburtstag konnte Lea die ersten Worte in den Büchern lesen, die Ignaz überall in seinen Schränken stehen hatte. Sie sah zu, wenn Ignaz etwas verkaufte und dafür Geld bekam. Sie sah Ignaz immer aufmerksam zu und lernte wie man handelt und für „Kleinigkeiten“, die gerade jemand unbedingt ganz dringend haben möchte, wertvolle Dinge bekommt, die demjenigen gerade nicht ganz so viel wert sind. Mit ihren ganz kurzen Haaren und dem zerrissenen schmutzigen Kleid wurde Lea ein wilder Wirbelwind auf den Straßen von Barakoa. Obwohl sie viel arbeiten musste, reichte die Zeit immer noch, die Jungs auf der Straße auszutricksen und ab und zu ein Buch von Ignaz zu stibitzen, um darin zu lesen. Morgens bevor die Sonne aufging und die Menschen in Barakoa erwachten, lief Lea immer durch die Straßen zu einem Stall mit Kühen und mopste sich direkt aus dem Euter einer der Kühe ein wenig Milch, die sie genüsslich trank. Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen, wie gut ihr das schmeckte! Außerdem machte die Milche Lea erstmal satt und sie hatte dann am Tag weniger Hunger.

Eigentlich war um die Zeit noch niemand auf der Straße, weil noch alle schliefen. Doch heute war es merkwürdig. Da kamen am Stall drei Männer und ein kleiner Junge vorbei und blieben direkt davor stehen. Was wollten die so gut angezogen schon so zeitig am Morgen in der Stadt? Ganz leise schlich sich Lea an die Stallwand heran, so dass sie belauschen konnte, worüber sie sich unterhielten. Der große etwas zum Fürchten aussehende Mann, den der kleine Junge Magnus nannte, sagte:„Haltet die Augen und Ohren offen und lasst uns die Aufgaben aufteilen. Als Wichtigstes müssen wir unbedingt herausfinden, wo der Gouverneur seinen Schatz versteckt hält.“ „Artur“, sagte Magnus zu dem kleinen Jungen, „dazu muss sich jemand in die Festung und den Palast schleichen. Das kannst nur du schaffen. Wir wären viel zu auffällig!“ Den anderen beiden Männern befahl er, die Festungsanlagen, die Wachen, die Soldaten auszukundschaften, die die Festung und den Palast bewachen. Da wurde Lea klar, dass es Piraten waren, die versuchen wollten, dem verhassten Gouverneur seinen Schatz zu stehlen, von dem die Leute in der Stadt immer redeten.