„Großmoguls Tochter“, hatte Lea unten im Gang gerufen, als sich unverzüglich die Wand zur versteckten Schatzhöhle öffnete. Voller Begeisterung rissen die letzten beiden Piraten und Magnus ihre Augen auf, als sie den Berg an Schatzkisten und das Glitzern in ihnen sahen. Einer der Piraten begann sofort, sich das Gold und die Edelsteine aus einer kaputt gegangenen Kiste in seine Hosentaschen zu stopfen, als Lea meinte: „Sind wir hier zum Maulaffen feilhalten, oder will hier noch irgendjemand außer mir irgendwann wieder nach Hause?“ „Scheiße, sogar hier fangen die Frauen schon an, uns rum zu kommandieren“, nörgelte der eine Pirat. Doch während der Andere zustimmte, hoben sie die erste Kiste an, worauf sie sich ansahen und ihre Gesichter langsam einschliefen. „Was ist los?“, fragte Magnus mit einem breiten Grinsen. „Wir können die Kiste kaum hochheben, geschweige denn die ganzen Kisten die langen Gänge bis zum Bach schleppen! Das ist doch nicht etwa dein Plan?“, fragte der kleinere der Piraten mit etwas verzweifelter Stimmen, „Dann hätten wir uns auch lieber mit auf dem Gang versteckt.“ Das Grinsen von Magnus wurde nur noch breiter. Er griff in seine Hosentasche und holte ein ganz dünnes Stück Netz hervor. „Mein Vater, Gott hab ihn selig, war nicht umsonst ein weiser Piratenkapitän. Natürlich hat er nicht das ganze Netz der Feen des Lichts in den Rumpf des „Schwarzen Falken“ eingebaut. Seht her!“ Magnus faltete das Netz ganz knapp über dem Boden auseinander. Es schwebte in der Luft, eben wie ein Brett. Nur die Kanten waren etwas nach oben gebogen. „Nun stellt die Kiste rauf!“, sagte Magnus, als die Piraten, Artur und Lea mit offenem Mund dastanden und sich nicht bewegten. Das Netz bekam nicht einmal eine Delle, als die Kiste darauf stand. „Artur und Lea! Ihr setzt euch drauf und fliegt beim ersten Mal mit. Sagt dem Piraten am Bach, dass er immer nur eine Kiste pro Tonne verlädt, damit sie nicht auf dem Boden schleifen und kaputt gehen und schickt das Feen – Netz gleich wieder zurück! Ach so, und haltet euch fest, und macht keinen Blödsinn unterwegs.“ Diesmal blieben Artur und Lea tatsächlich ganz ruhig auf der Kiste sitzen, als sie durch die Gänge sausten. Es war viel zu spannend und neu, um gleich an Blödsinn zu denken. „So schön bunt wie ich ist es aber nicht!“, keuchte Dagobert als er eine Weile später ganz außer Atem auch am Fenster ankam.
Hin und her sauste das Feen-Netz und der Pirat am Bach war vom Verladen der Kisten in die Tonnen genauso erschöpft wie Lea und Artur. Als nach einer halben Stunde statt einer Kiste nur noch ein paar lose Goldstücke auf dem Netz lagen, wussten sie, dass nun der ganze Schatz verladen und in den Tonnen am Tau den Bach hinunter geschwommen war.
„Lass uns noch einmal fliegen.“, sagte Artur zu Lea, „Es war so ein schöner erfrischender Wind, während wir so durch die Gänge rasten, besonders wenn sich das Netz in die Kurve legte.“ Dazu ließ sich Lea nicht zweimal bitten und kurz darauf waren sie zurück bei Magnus, dessen Augen sich weiteten, als er die beiden sah. Als er gerade Luft holte, sagte Lea: „Du hattest vergessen uns zu sagen, dass wir am Schluss zurückkommen sollen, um dir zu helfen. Zum Glück haben wir selbst dran gedacht.“ Magnus vergaß einen Moment das Atmen, bevor er ausatmete und dann etwas unverständliches brummelte, was nicht nach voller Begeisterung wegen des Mitdenkens von Artur und Lea klang.