Autor: Dirk Liesch
An einem sonnigen Tag waren Artur und Lea mit einer kleinen Gruppe von Piratenkindern an ihrem Lieblingswasserfall schwimmen. Es war ein verborgener Platz im Wald, an dem der Bach, der vom Berg herkam, über einen Felsen floss und von diesem einige Meter als Wasserfall in einen tiefen, großen Wasserpool fiel. Das Wasser in diesem kleinen See war glasklar und schimmerte in den schönsten Blaufarben. An der Stelle, an der das Wasser des Wasserfalls in den Pool fiel, blubberte es, wegen der kleinen Luftblasen darin, ganz sehr auf der Haut, wenn man hindurch schwamm.
Eines der liebsten Spiele der Piratenkinder war, sich mit einer Liane von einem Ast der Bäume zu schwingen und dann über dem Wasser loszulassen, um dann rein zu plumpsen. An manchen Tagen konnten sie stundenlang versuchen, wer wohl am weitesten kommt. Nur die ganz mutigen Piratenkinder getrauten sich, oben vom Felsen zu springen, direkt neben der Stelle, wo das Wasser über den Felsen strömte. Hier gab es so viel zu erleben, dass die Kinder nur manchmal auf der kleinen Wiese lagen, die auf der dem Wasserfall gegenüberliegenden Seite des kleinen Sees entstanden war. Von hier aus liebte es Artur, sich die ganzen bunten Orchideen anzusehen, die auf den Bäumen rund um den See wuchsen und blühten.
Heute konnten die Kinder jedoch nicht lange bleiben. Eigentlich sollten sie gar nicht hier sein! Weil zwei Mädchen husteten und diese möglichst schnell wieder gesund werden sollten, hatten die Eltern den Kindern aufgetragen, zu der „stinkenden“ heißen Quelle zu gehen, um darin wenigstens eine halbe Stunde zu baden. Die heiße Quelle befand sich noch viel weiter den Berg hoch in der Nähe des Baches, der auch den Wasserfall bildete. Daher war es auch kein großer Umweg, kurz zum Wasserfall zu gehen. Ab dem Wasserfall wurde der Weg, der den Berg hinauf führte, immer schwerer und steiler. Wunderschön fanden Artur und Lea immer den Ausblick über die Insel, wenn sie hier hinauf kletterten. Durch den steinigen felsigen Boden wuchsen hier oben immer weniger große Bäume. So gab es immer mehr Aussichtspunkte auf Felsvorsprüngen, von denen man sehr weit über die Insel blicken konnte. Hier oben befand sich auf einem größeren Plateau – einer ebenen Fläche auf der außer der Wiese und kleinen Büschen keine Bäume wuchsen – eine heiße Quelle. Das war ein kleiner Pool, etwa so groß wie ein Hüttendach und so flach, dass die Piratenkinder selbst in der Mitte noch darin stehen konnten. Nur an zwei Stellen waren kleine Löcher am Boden, die jedoch so schmal waren, dass nicht einmal die Füße der Kinder hinein passten. An diesen Stellen war das Wasser ganz besonders heiß. Die Kinder mochten es aus vielerlei Hinsicht nicht, hierher zum Baden zu gehen. Zum einen war es ein langer anstrengender Weg, um hierher zu kommen. Zum anderen war es auf der Insel das ganze Jahr über warm. Da ist Baden im heißen Wasser nicht so erfrischend, wie im kühlen Wasser unter dem Wasserfall. Aber vor allem stank dieses Wasser hier ganz fürchterlich. Obwohl es sehr klar aussah, stank es doch immer nach fauligen Eiern. Am Anfang mussten sich einige Kinder sogar die Nasen zuhalten. So sehr stank es hier! Doch wenn Kinder oder Erwachsene erkältet waren oder ihnen die Beine oder Arme schmerzten, was vor allem bei älteren Piraten und ihren Frauen häufiger vorkam, dann half das Baden in dieser Quelle, um schnell wieder gesund zu werden. Was hier oben fehlte, war das Kreischen der Papageien, denn die sahen beim besten Willen nicht ein, warum sie sich diesem Gestank aussetzen sollten.