Der Vulkan

Nachdem die Kinder an diesem Tag einige Minuten im heißen Wasser gesessen hatten, fragte Lea: „Wer von Euch hat sich schon mal getraut, ganz hoch bis zum Gipfel zu klettern?“ „Weißt du denn nicht, dass das streng verboten ist? Das weiß doch hier jedes Piratenkind, selbst wenn es noch ein Baby ist! Es ist so gefährlich und außerdem spukt es da oben. Und es soll da sehr böse Zauber geben“, sagte einer der größeren Piratenjungen. „Als ich letztens, während ihr in der Höhle rumgehangen habt, bei der Medizinhexe war, hatte sie aber kleine Kakteen, die aus dem Innern der Bergspitze stammen. Die Alte hat das Tal, das wohl von der Spitze erreichbar ist, „Krater“ genannt. Sie hat auch so getan, als ob wir Kinder niemals dahin gehen sollten, als ich sie nach den wie Steine aussehenden Kakteen fragte.“, sagte Lea. „Wisst ihr was? Wir sind jetzt schon so hoch geklettert und ich habe noch was gut, da ich ja lieb zu Hause war, während ihr Floßfahrt gespielt habt. Also, wer will mitkommen und mal nachsehen, ob das mit dem Krater stimmt?“ Die anderen Kinder sahen sich ganz betreten an bis Artur sagte: „Na gut, ich komme mit. Ich wollte schon immer mal sehen, wie der Ausblick von da oben ist.“ Noch zwei Jungen und ein Mädchen wollten auch mitkommen. „Diesmal gehen aber die anderen zum Dorf zurück“, bestimmte Artur, „damit sie den Erwachsenen sagen können, wo wir sind, wenn wir bis zum Nachmittag nicht wieder zurück sind.“
So machte sich die eine Kindergruppe auf den Rückweg – wahrscheinlich um erst noch eine ganze Weile am Wasserfall zu baden. Die andere Gruppe begann den Berghang weiter nach oben zu klettern. „Hört denn das nie auf?“, fing einer der Jungen an zu murren, nachdem sie schon eine lange Zeit nach oben gestiegen waren und der Gipfel immer noch nicht erreicht war. „Ich hab Durst und er Bach ist auch nicht mehr da“, murrte das Mädchen. „Ihr könnt ja hier bleiben und warten“, antwortete Lea hierauf. Doch in dem Moment erschallte: „Ich bin oben.“ Artur hatte es als Erster geschafft. Als die anderen Kinder ebenfalls oben ankamen, saß Artur schon ganz verträumt auf einem Stein und betrachtete die atemberaubende Aussicht. Von hier konnte man die ganze Insel nach allen Seiten sehen. Fantastisch und ganz harmlos sah auch der Felsenring um die Insel von hier oben aus. Nur die Sicht auf das Meer nach außen war durch die hohen Nebelschleier auch von hier noch eingeschränkt. Auch die anderen Kinder blieben voller Bewunderung stehen und keiner sagte für eine längere Zeit etwas.
Dann drehten sie sich um und sahen in den Krater, ein tiefes Tal mitten in der Spitze des Berges. Es sah so aus als ob die obere Spitze des Berges eingefallen war und nun nach innen zeigte. Die Kinder konnten sehen, dass sie hier oben ringsherum gehen könnten. Es war wie ein Kreis und in der Mitte ging es tief nach unten, wo sich an der tiefsten Stelle ein kleiner See befand. Doch was war das? „Das sieht doch aus wie ein Feld? Und da ist noch eine Hütte. Hier wohnt jemand“, rief Lea zuerst. „Lasst uns runtergehen und nachsehen!“ Obwohl die Kinder etwas Angst hatten, siegte doch die Neugier.  Langsam und vorsichtig kletterten sie zwischen den Steinen den Hang runter. Hier wuchsen tatsächlich überall neben den Steinen die Kakteen, die Lea bei der Medizinhexe gesehen hatte.