„Wir müssen mit dem „Schwarzen Falken“ raus. Es ist unser einziges Schiff, was nicht sinken kann und deshalb wenigstens etwas Sicherheit vor den Ungeheuern bietet. Nehmt zusätzlich die Harpunen mit. Vielleicht brauchen wir die auch, wenn wir mit dem Kraken kämpfen müssen. Gott steh uns bei!“ setzte Magnus fort, als Lea ihn unterbrach: „Vielleicht können wir den Kraken auch vergiften? Die alte Frau in dem schiefen Haus an dem ganz knochigen Baum, die alle nur die Medizinhexe nennen, kann uns doch bestimmt etwas mixen?“ „Gut Lea, dann rennst du schnell zur Medizinhexe, während wir das Schiff vorbereiten. Aber beeil Dich!“, stimmte Magnus zu.
Lea rannte so schnell sie konnte zu dem knochigen Baum im Dorf. „Scheiß Strickleiter“, dachte sie noch, als sie zur Medizinhexe hinaufkletterte. „Für einen Kraken? Das ist aber sehr ungewöhnlich. Mal sehen, was ich da machen kann!“, brummelte die uralte und gebeugt gehende Frau. Sie lebte schon so lange hier, dass keiner mehr wusste, wann sie auf die Insel gekommen war. „Was nehmen wir denn als Pille, die ein Krake frisst? Ihr könnt ja nicht einfach sagen: Maul auf und runter schlucken! Ich denke mal ein Saumagen, also der Magen von einem Schwein, ist nicht schlecht. Den frisst ein Krake bestimmt und groß genug ist er auch.“ brummelte die Alte weiter. Dann sah Lea zu, wie die Alte ganz viele Muskatnüsse von den Sträuchern am Berghang in ihrer Mühle zu Pulver zerkleinerte. Das Gleiche tat sie dann mit einem großen Berg Pilze, die recht dünn waren, kleine braune Kappen hatten und an allen Stellen, an denen man sie berührte ganz blau wurden. Sie erinnerte sich, dass dies die Pilze waren, die die Erwachsenen ihnen strengsten verboten hatten zu berühren, geschweige denn zu essen. Dann zerkleinerte die Alte einen ganzen Berg kleine runde Kakteen ohne Stacheln, die fast so aussahen, als wären es Steine. Lea hatte mal gehört, dass es diese an trockenen Stellen im Krater des Vulkans geben solle, wo angeblich niemand hin darf. „Wie die Alte wohl daran gekommen ist?“, überlegte Lea. „Was ist das?“, fragte Lea, als die Alte einen Beutel mit fast weißem Pulver in die Mischung kippte. „Ein starkes Gift, dass ich aus den Blättern des Busches mit den roten Beeren herstelle, die manche Piraten manchmal kauen, wenn sie ganz lange wach bleiben müssen. Weißt du, welche ich meine?“ Lea nickte noch, als sie sah, wie die Alte sich irgendetwas über die Hände zog und aus einer Box ganz vorsichtig drei possierliche, kleine, farbig leuchtende Frösche hervorholte. Einer war fast zur Hälfte leuchtend rot. Der Zweite war gelblich-grauschwarz gefleckt und der Dritte ganz leuchtend blau mit einer dunkelgrauen Marmorierung. „Alle drei Frösche sehen zusammen fast so bunt aus wie Dagobert“, dachte Lea, als die Alte sie sofort zurückhielt, als sie sich den Fröschen nähern wollte. „Eine Berührung und du bist tot“, sagte die Alte. „In anderen Ländern vergiften Jäger und Krieger ihre Pfeilspitzen und Messer mit dem Sekret aus der Haut dieser Frösche, so dass jeder der damit verletzt wird, daran stirbt. Berühre sie niemals mit deiner Haut! Das reicht völlig, dass du stirbst!“ knurrte die Alte mit sichtlicher Freude. „Sicher reicht es, die Frösche im Ganzen rein zu tun. Der Krake ist sicher nicht so kleinlich.“, sprach sie, als sie zusammen mit der anderen Mischung auch die drei Frösche in den Saumagen füllte und diesen dann zuknotete. „Vielen Dank!“, rief Lea noch, als sie sich schnell an einem Seil nach unten gleiten ließ, weil es ihr mit der Strickleiter zu lange gedauert hätte. „Da bist du ja endlich“, rief Magnus, als er Lea kommen sah. Sobald sie an Bord war, legte der „Schwarze Falke“ ab.