Inzwischen näherte sich der „Schwarze Falke“ dem Felsenring und dem hohen Felsen. Magnus hatte alle Kanonen laden und feuerbereit machen lassen. Jeder seiner Männer hatte ein geladenes Gewehr, zwei Pistolen und eine Axt bei sich. Alle waren mit festen Tauen an der Rehling und dem Mast angebunden und die Harpunen wurden bereit gehalten. Obwohl der „Schwarze Falke“ selbst nicht sinken konnte, konnte der Krake doch jederzeit mit seinen Fangarmen jeden der Piraten von Deck ergreifen und ins Meer ziehen. Dies war die Situation als es von oben tönte “Fesselspiele, heute ist ja was los. He, du kriegst mich nicht.“, rief Dagobert als er so weit vor Magnus flatterte, dass er ihn wegen seiner Leine, mit der er am Mast festgebunden war, nicht erreichen konnte. Die Sonne begann langsam unter zu gehen. Magnus musste auch nichts weiter sagen, bevor Dagobert ihm jetzt anständig berichtete, dass er mit den Papageien die Kinder gefunden habe, sie noch am Leben seien und wo die Öffnung der Höhle sei. Was nun? Bis an die Felsen konnten sie mit dem großen Schiff nicht. Jeden Schwimmer oder jedes kleine Ruderboot würde der Krake vernichten. Wie sollten sie also auf den Felsen zur Höhlenöffnung kommen. „Magnus, ich hab eine Idee“, meldete sich da Lea. „Wie weit schießt eure große Harpunenarmbrust am Bug? Können wir damit nicht eine Harpune mit Tau von hier in die Baumwurzel da drüben schießen? Wenn wir das Tau dann hier oben am Ausguck festmachen, hält die Harpune vielleicht das Gewicht, wenn ich darüber klettere und zu hoch für den Kraken müsste es auch sein. Hoffentlich!“ Nach einer kurzen Überlegung stimmten die Piraten dem Vorschlag zu. Der Oberkanonier machte die Harpunenarmbrust und die Harpune mit dem Tau bereit und zielte ganz genau. Der erste Schuss musste treffen, da es sonst der Krake mitbekommen könnte, wenn sie die Harpune durchs Wasser zurückziehen müssten. Der Schuss ging los, die Harpune surrte mit dem Tau durch die Luft und schlug genau in der Wurzel ein. Magnus zog mehrmals kräftig am Tau, aber die Harpune war fest. Nun gab er das Tau einem der Piraten, der schnell damit zum Ausguck kletterte und es dort am Mast befestigte. Lea war auch gleich mit an der Takelage des „Schwarzen Falken“ nach oben geklettert, da sie es kaum erwarten konnte. Sie war gerade am Seil losgeklettert, als der Pirat bemerkte: „Komisch, dein Ohrstecker hat sich gerade von schwarz nach blau verfärbt.“ „Was das bloß immer soll?“, dachte Lea noch, als sie weiter kletterte.
Alle sahen Lea gespannt hinterher, als plötzlich eine helle Stimme ganz freudig piepte: „Da ist er ja wieder, der Typ mit den vielen Armen, den ich erschreckt habe.“ In dem Moment klatschte etwas von hinten an Deck und im gleichen Moment schrie einer der Piraten auf. Alle drehten sich um und waren im ersten Moment wie versteinert. Vielleicht zwei Meter über der Rehling schwebte ihr Freund, fest umschlungen von einem Krakenarm und nur noch zurückgehalten von dem Tau, mit dem er am Schiff befestigt war. „Feuer“, rief Magnus nach der ersten Schrecksekunde und die Kanoniere feuerten ihre Kanonen auf den Kraken ab, was ihm jedoch nicht ganz soviel auszumachen schien. Immerhin ließ er den Piraten erst einmal los. Doch schon wenige Sekunden später erschienen drei große Fangarme an Deck, mit denen er versuchte sich die Piraten zu greifen, die sich nun mit Ihren Gewehren, Pistolen und Äxten verteidigten. Lea war gerade die Hälfte des Weges geklettert, als der Krake sie zu bemerken schien. Sofort glitten seine Fangarme von Deck und er tauchte unter. Die Piraten fühlten, wie er unter dem „Schwarzen Falken“ durchtauchte, weil das Schiff dabei sanft angehoben und danach wieder abgesetzt wurde. Dann schnellten unter Lea die Fangarme aus dem Wasser. Sehr knapp, aber es fehlte nur ein kleines Stück. Dies schien auch der Krake zu bemerken, denn jetzt schwamm er genau unter Lea, damit er sich richtig hochrecken und sie erreichen konnte. Lea konnte sein aufgerissenes Maul unter sich sehen, als ihr einfiel, dass der Saumagen an ihrem Gürtel baumelte. Mit einem Griff machte sie die Schleife auf, mit der der Saumagen befestigt war und er fiel genau in das offene Maul des Kraken. Reaktionsschnell biss er zu. Obwohl er sicherlich schnell bemerkte, dass es nicht Lea war, kaute er erst einmal runter. „Was man hat, das hat man“, hat er sich wohl gedacht, ehe er den nächsten Versuch startete, Lea zu erreichen. Und tatsächlich, der Krake reckte sich und zwei Fangarme kamen aus dem Wasser so hoch, dass sie Lea um bestimmt einen Meter überragten. Die Piraten feuerten wie wild, aber alles half nichts. Die Fangarme kamen immer näher. Jetzt berührten sie Lea und würden sie bestimmt gleich mit in die Tiefe reißen.