Die Höhle des Kraken

Doch was war das? Die Fangarme zuckten zurück, so als ob sie gekitzelt worden wären. Aus dem Wasser war ein Blubbern zu hören, so als ob jemand versucht unter Wasser zu lachen. Plötzlich erschienen noch weitere Fangarme über dem Wasser. Aber sie griffen nicht mehr nach Lea, sondern vollführten seltsame Bewegungen in der Luft, so als ob der Krake tanzen wollte. Immer runder und schlängelnder wurden die Bewegungen. „Wie bei mir zu Hause die Tänzerinnen“, schoss es Lea dabei wie aus dem Nichts plötzlich durch den Kopf. Ja, dort hatte sie auch schon Statuen gesehen, die viele Arme hatten und zu tanzen schienen. Aber das waren Menschen und kein Krake. Inzwischen schien der Krake, Lea und das Schiff völlig vergessen zu haben. Langsam mit schlängelnden hoch erhobenen Fangarmen bewegte er sich vom Schiff weg Richtung Sonnenuntergang. Es sah gerade so aus, als ob er die untergehende Sonne umarmen wollte.

Nachdem der Krake in weiter Entfernung weiter tanzte, kletterte Lea weiter. Als sie an der Wurzel angekommen war, knotete sie das Tau von der Harpune ab. Sie legte es um einem großen Felsen, so dass nun auch beruhigt die anderen Piraten herüberkommen konnten. Magnus hatte sich ein langes Tau umgehängt, mit dem sie die Kinder aus der Höhle befreien konnten und ein anderer Pirat brachte einige Fackeln mit. Inzwischen war es nämlich schon recht dunkel geworden. Nach ein paar Minuten hatten sie mit Dagoberts Führung die Öffnung der Höhle erreicht. Wie groß war die Freude der Kinder, als sie die Gesichter ihrer Väter oben entdeckten. „Dass ihr euch bei dem was kommen wird, wenn ihr erst einmal zu Hause seit, noch so freuen könnt!“, war alles was Dagobert dazu zu bemerken hatte. Nachdem das Seil heruntergelassen war, durften die kräftigeren und geschickteren Piratenkinder, die es sich zutrauten, selbst am Seil nach oben klettern. Alle anderen wurden danach einzeln mit dem Seil nach oben gezogen. Später musste jedes Kind selbst am Tau von der Insel zum „Schwarzen Falken“ rüber klettern. Außer ein kleines Mädchen. Das wurde am Rücken ihres Papas festgebunden, weil es wirklich noch nicht soweit klettern konnte. Immerhin waren unten im Wasser noch die Haie zu sehen, die jedoch schon selbst begriffen hatten, dass diesmal für sie wahrscheinlich nichts abfällt. Als sich der „Schwarze Falke“ auf den Heimweg in den Hafen machte, hatte der Krake seine Richtung geändert. Die Sonne war inzwischen untergegangen und so tanzte er jetzt in Richtung Mond. Es wird wohl immer ein Geheimnis bleiben, wie lange der Krake noch getanzt hat und ob er am Ende gestorben ist oder inzwischen wieder in den Höhlen am Riff nach weiterer Beute Ausschau hält.

Abends am Feuer waren die Eltern und Kinder noch so glücklich, dass alles so gut ausgegangen ist, dass die Strafen für diesen Unfug erst am nächsten Tag verteilt wurden. Daher sind diese hier in der Geschichte auch nicht überliefert.