In dem zweiten Traum befand sie sich auf einem Schiff in einer Kajüte mit einem kleinen Fenster. Es war tiefe dunkle Nacht. Lea konnte den Raum kaum sehen, außer wenn ein Blitz gefolgt vom Krachen des Donners kurz den Raum in blauem Licht erhellte. Das Schiff wurde so hin und her geworfen, dass Lea sich an ihrem Bett festhalten musste. Der Regen peitschte an das Fenster und sie hörte das Schreien der Matrosen an Deck. Der letzte Blitz erhellte den Himmel und Lea sah für einen kurzen Moment in der Form der Wolken das Gesicht eines Dämons mit glühenden Augen. Gerade als Lea neugierig geworden war und auf den nächsten Blitz wartete, um zu sehen, ob es wirklich das Gesicht eines Dämons war oder nur eine zufällige Form der Wolken, sah sie ein grünlich schimmerndes Licht im Wasser und in dem Licht eine schwarze Gestalt. Es schien als ob ihre Haare Seeschlangen wären. So giftig, dass sich noch nicht einmal die größten Haie in deren Nähe wagten. Im nächsten Blitz sah Lea, dass es eine böse hässliche Frau mit dunkelgrüner Haut war, die ihre Hand mit unheimlich langen Fingernägeln nach oben streckte und nun auf dem Wasser inmitten der Wellen zu stehen schien. Es sah aus, als ob sie nach etwas riefe und mit ihren Händen das Meer aufbäumen ließ. Zwei riesige schwarze Wellen erhoben sich daraufhin rechts und links vom Schiff. Das Letzte vor dem folgenden mörderischen Krachen war, dass Lea die Frau durch das Heulen des Sturmes lachen hörte und im Licht des Blitzes nur noch einen kleinen Spalt Himmel zwischen den beiden Wellen sah, die in dem Moment über dem Schiff zusammenbrachen. Mit einem Schlag schien das Schiff auseinandergebrochen und Lea fühlte, dass sie im kalten Wasser unterging. Sie spürte nur noch das Blubbern der Luftblasen um sich herum. Doch plötzlich merkte sie einen Stupser an ihrem Pops und fühlte, wie sie schnell nach oben geschoben wurde. Mitten in den Wellen tauchte sie zwischen den auseinanderdriftenden Planken und Kisten des Schiffes wieder auf. Nachdem sie nach Luft geschnappt hatte und das Wasser aus ihrem Mund und Hals gehustet hatte, erschrak sie wieder. Zwei Augen und ein großer Schnabel tauchten vor ihr auf. Doch der Schreck dauerte dieses mal nicht lange. Der angebliche Schnabel war die Schnauze eines Delfins der Lea ansah und sich zu freuen schien, dass sie noch lebte. Noch ehe Lea etwas sagen konnte, tauchte der Delfin mit seinem Kopf unter und rubbelte seine Rückenflosse an Leas Seite. Automatisch hielt sich Lea an dieser fest und kletterte mit ihren Beinen auf seinen Rücken. Der Delfin schwamm einige Zeit mit ihr auf seinem Rücken durch das Wasser. Wegen des Sturms und der hohen Wellen konnte auch er nicht so schnell schwimmen.