Leas Vater

Sie musste außerhalb der Stadt einen kleinen stillen Strand ohne Menschen finden. Niemand sollte sehen, wie sie sich verwandelte. Sie fand einen schönen Platz, schwamm ins flache Wasser und verwandelte sich in eine unscheinbare, gewöhnliche Frau, die nicht zu schön, nicht zu hässlich, nicht zu jung und nicht zu alt war. „Zum Glück habe ich als Fee viel größere Zauberkräfte als Nixen. Sie reichen sogar noch dafür aus, dass ich mir die passende Kleidung zaubern kann.“ Gedacht- getan. Undine war nun nicht mehr nackt, sondern hatte unscheinbare einfache aber saubere Kleidung an. Sie wollte Leas Vater doch nicht mit Schmutz und Schweißgeruch erschrecken. Zum Glück hatte sie daran gedacht, sich die braunen einfachen Lederschuhe in die Hand zu zaubern. Die wären sonst auch hier im flachen Wasser durchgeweicht. So würde die Meeresfee nirgendwo auffallen.

Es klappte erstaunlicherweise gut bei den Wachen am Stadttor, die sie ohne jede Frage durchließen. Die Stadt war groß mit vielen Menschen und mehreren Märkten und sehr vielen kleinen und verwinkelten Gassen. Undine fragte sich bis zum Palast durch. Auf dem Weg genoss sie die beeindruckende Stadt, die so ganz anders war als der Ozean. Es war eine wundervolle orientalische Stadt mit hektischem Treiben, dem Geruch nach Gewürzen und Tieren, dem lauten Rufen der Händler auf den Märkten und unsagbar viele Menschen in den engen Gassen. Auf einem Markt ging ein Fakir über glühende Kohlen und legte sich dann auf sein „Nagelbett“. Auf dem nächsten Markt saßen 5 Schlangenbeschwörer im Kreis und ließen mit ihren Flöten ihre Schlangen tanzen. Vielleicht war es ein Wettkampf, wessen Schlange am harmonischsten tanzt. Dann kam ein großer Platz mit vielen Marktständen und Menschen, an dessen Ende sich der Palast erhob oder genauer erst einmal die Palastmauern mit dem Tor und den ersten Wachen.

Der spannende Moment kam nun immer näher. Würde sie die Palastwache hineinlassen und zum Großmogul bringen? Undine ging auf die Wachen zu. Sie sagte so ruhig wie nur möglich, sie wolle zu Shah J. und dieser würde sie auch schon erwarten. Die Wachen schauten sich an und lachten. Scherzend fragten sie, was sie denn vom Shah wolle. „Ihm Nachrichten über seine Tochter und ein wertvolles Geschenk bringen“, antwortete Undine. Die Wachen lachten noch lauter und sagten, sie solle verschwinden. Undine sah ihre Chancen schwinden. Doch dann kam von weiter hinten ein Ruf: „Was will die Frau?“ Ein offensichtlich höhergestellter Soldat kam von hinten zum Tor. Die Soldaten stellten sich ganz gerade hin und antworteten anschließend: „Diese Frau behauptet, sie habe Informationen für den Schah über seine verschwundene Tochter.“ „Lasst sie hinein!“, befahl die Stimme aus dem Hintergrund.

„Nehmt sie fest, sie ist eine Betrügerin. Ich habe die Informationen für den Shah“, ertönte im gleichen Moment eine Frauenstimme neben Undine. Sie blickte zur Seite und sah eine wunderschöne edel angezogene Frau, deren Augen sie anblitzten. Sofort war ihr klar, dass das Dämona in verwandelter Gestalt war. Jetzt kam der höhergestellte Soldat von hinten zum Tor und betrachtete die beiden Frauen von oben bis unten. Er wirkte ein wenig unschlüssig, bevor er befahl, dass vier Wachen gemeinsam mit ihm die Frauen zu Leas Vater begleiten sollten. Shah J. sollte selbst entscheiden, welche eine Lügnerin ist. So traten beide vor den Großmogul und dieser fragte: „Warum bringst du mir zwei Frauen? Ich erwarte nur eine!“ Es stellte sich heraus, dass es der Anführer der Palastwache war, der nun Shah J. die Situation erklärte. Dieser überlegte einen Moment und entschied: „Jede von euch wird mir getrennt voneinander ihre Informationen erzählen. Ich entscheide danach, wer eine Lügnerin ist und geköpft wird.“ Zuerst befahl er, Undine begleitet von zwei Wachen nach draußen zu führen. Danach forderte er die schöne Frau auf: „Erzähle mir. Was ist mit meiner Tochter?“ „Zuerst möchte ich dir das versprochene wertvolle Geschenk geben“, sagte Dämona und zog einen Beutel mit großen perfekt runden schwarzen Perlen hervor, die überaus wertvoll sind, da sie viel seltener sind als die weißen Perlen. Bereits eine große perfekt runde schwarze Perle ist schon allein ein Schatz und dies war ein ganzer Beutel voll. Das war wirklich ein sehr wertvolles Geschenk. Danach erzählte Dämona, dass der Gouverneur von Baracoa aufopferungsvoll nach Lea suche. Er habe sogar ein Lebenszeichen von Lea gefunden. Dieses weise jedoch darauf hin, dass Lea von Piraten entführt wurde, von diesen versteckt und festgehalten werde. Sie zu finden und zu befreien wird daher sehr schwierig und langwierig werden. Bisher ist jedoch nicht bekannt, wo die Piraten sie festhalten. Somit sei noch viel mehr Geld erforderlich, um die Suche zu intensivieren. Es ist auch sehr teuer, genügend Soldaten zu finden, zu bezahlen und mit den besten Waffen auszurüsten, um gegen die Piraten erfolgreich zu kämpfen und so endlich Lea zu befreien. Daher habe der Gouverneur von Barakoa sie hergeschickt, um dies auszurichten und um weitere Hilfe zu bitten.