Als die Morgendämmerung begann, stand die schöne Frau auf und sprach zu ihm: „Du kannst so viele Kinder haben, wie Du möchtest. Aber Du darfst nie eine Frau heiraten, weil Du mein Mann bist. Du darfst auch niemandem von mir erzählen. Wenn Du Dich daran hältst, wird es Dir gut ergehen. Wenn Du Dich aber nicht daran hältst, wird es Dein Unglück sein. Der Fischer willigte sofort ein und brachte die schöne Frau zum Strand, die sich im flachen Wasser augenblicklich wieder in die Nixe verwandelte, die er vom Aufwachen am Strand kannte. Bevor sie wieder mit einem kräftigen Flossenschlag im Meer verschwand, drückte sie ihm etwas in die Hand. Als er nachsah, waren es drei schwarze Perlen, die noch viel wertvoller waren als weißen Perlen. Dafür konnte er sich gleich noch am selben Tag ein neues und größeres Boot mit einem großen Netz kaufen. Nicht nur, dass er ab dem Tag weiter draußen fischen konnte, nein, er schien auch plötzlich das Glück gepachtet zu haben. Dort wo er fischte, gab es die meisten und größten Fische. Ab und zu befanden sich zusätzlich wertvolle Dinge in seinem Netz, die offensichtlich von untergegangenen Schiffen stammten. Bald hatte er ein großes Haus, einige Kinder und viele Bewunderer, weil er besonders wohlhabend war. Im Dorf wunderten sich die Bewohner allerdings, warum er bisher nicht geheiratet hatte, nicht einmal eine einzige Frau. Allerdings gab es das Gerücht, dass er bei Vollmond und Neumond Besuch von einer geheimnisvollen schönen Frau erhält.
So wurden die Bewunderer immer neugieriger und der Fischer vergaß seine frühere Armut immer mehr und so kam der Tag, an dem er vor seinen Bewunderern angeben wollte und das Geheimnis mit der schönen Frau verriet. Daraufhin sagte eine der weit angereisten Bewunderinnen erschrocken: „Das war `Mami Wata`. Jetzt wird ein Unglück geschehen.“ Die nächsten Tage passierte nicht viel, außer dass der Fang des Fischers geringer wurde. Dann kam die nächste Neumond Nacht. Am Tag darauf wurde der Fischer vermisst. Deshalb gingen einige Dorfbewohner zum großen neuen Haus des Fischer. Dort fanden sie ihn tot, von einer giftigen Schlange gebissen. Aber das war noch nicht alles. In den nächsten Wochen traf alle Bewunderer, die beim Erzählen des Geheimnisses dabei waren, ein schlimmes Unglück. Es waren Krankheiten, Unfälle, Überfälle und manche verschwanden einfach spurlos auf dem Meer. Nach drei Monaten waren alle tot. Irgendwer hatte aber die Geschichte schon weitererzählt und so ist sie bis heute überliefert“, beendete Undine diese Sage über Mami Wata. „Ähnliche Sagen gibt es noch mehrere, so dass es jetzt in der Region heißt, wenn ein Mann an der Küste nicht verheiratet ist, aber schnell aus der Armut zu Reichtum gekommen ist, dann ist es ein Mann von Mami Wata“, setzte Undine fort. „Doch es gibt noch eine zweite Gruppe von Sagen. Davon möchte ich auch eine erzählen: An einer Bucht, direkt am Kehlkopf des Pferdekopfes von `Afrika`, liegt eine Siedlung am Fluss Calabar, die auch den gleichen Namen trägt. Dieser Ort wurde seit einiger Zeit vom Pech verfolgt.