Nixen und Wassermänner

Auch jeder Wassermann wollte etwas ganz Besonderes sein. Dann konnte er sich die Nixen kaufen, die er wollte und alle anderen Wassermänner beneideten ihn darum. So war es nicht verwunderlich, dass die brutalsten und rücksichtslosesten Wassermänner, insbesondere die Stammesherrscher, die meisten und schönsten Nixen und deshalb auch die meisten Kinder hatten. Ihre Kinder bekamen oft die Eigenschaften ihrer Väter und Mütter. Manche wurden dabei noch rücksichtsloser als ihre Eltern.
Es gab bei den Stämmen getrennten Unterricht für Wassermänner und Nixen. Von klein auf mussten die Wassermänner lernen zu kämpfen und zu töten. Sie lernten ihre Feinde zu hassen und kein Mitgefühl für andere Stämme zu haben. Sie lernten, wie sie Wassermänner, Nixen oder auch die Kinder anderer Stämme mit Schmerzen quälen konnten, damit diese die Verstecke ihrer anderen Stammesmitglieder verraten, falls sich welche versteckt haben.
Die kleinen Nixen hingegen lernten zu gehorchen, lecker Essen zuzubereiten, ihren Vater und ihre Brüder zu bedienen und sich schön zu machen. Es war besondere Freude für eine heranwachsende Nixe, wenn ihr verboten wurde, alleine ohne ihre Brüder, ihren Vater oder ihren Mann die Behausung zu verlassen. Das bedeute nämlich, dass sie hübsch war und sich ein Wassermann finden würde, der bereit ist, viel für sie zu bezahlen oder sie zu entführen. „Eine düstere Zeit war das.“ dachte Undine während sie weiter Richtung Indien schwamm.

Irgendwann in dieser düsteren Zeit wurde Poseidon als Meeresgott geboren. Da er als Gott geboren wurde, war er nicht nur mächtig und kriegerisch, sondern verfügte auch über die stärksten Zauberkräfte des Ozeans. So konnte er alle Feinde, die ihn angriffen, besiegen.
Nach und nach begriffen immer mehr Stämme, dass sie Poseidon nicht besiegen konnten. Sie ordneten sich Poseidon unter und erkannten ihn als ihren Herrscher, König und Gott an. Da Poseidon keinen Sinn darin sah, dass sich die Stämme, die sich ihm unterordneten gegenseitig überfielen und töteten, verbot er diesen Unfug.
Zukünftig durfte nur noch Krieg gegen Stämme geführt werden, die Poseidon noch nicht als gemeinsamen Herrscher anerkannten. Poseidon befahl, dass sich die Stämme seines Reiches vereinigen sollten, damit sie gemeinsam jeden Gegner besiegen konnten. Auf diese Weise wuchs Poseidons Reich schnell. Es wurde schwerer und schwerer, noch Stämme zu finden, deren Wassermänner man töten konnte.
Das war ein Problem für die Wassermänner in Poseidons Reich. Denn um ein besonderer Wassermann zu sein und sich die schönsten Nixen kaufen zu können, musste man möglichst viele andere Wassermänner getötet haben. Was nun, wenn es keine Stämme mehr gab, die man töten durfte, weil alle bereits zu Poseidons Reich gehörten? Auch die Nixen wurden unglücklicher, weil es nicht mehr so einfach war, vor den anderen Nixen anzugeben und von diesen beneidet zu werden. Andererseits war die Auswahl von Wassermännern nun sehr viel größer geworden, da nun jeder Wassermann aus allen Stämmen, die zu Poseidons Reich gehörten, als Käufer einer Nixe in Frage kam.