Jetzt haben sie zu kreischen aufgehört und machen verschiedene andere Geräusche und Töne. Einige pfeifen, dass es sich anhört, wie eine Melodie. Andere schreien, dass es fast wie Babys klingt. Manches hört sich an, als ob sie versuchen in seltsamen Tönen etwas zu erzählen. „Vielleicht wollen sie sich unterhalten“, denkt Undine und sagt leise: „Hallo“. Sogleich beginnen einige der weißen Riesen mit „lo“, „alo“ oder „allo“. Mit dem „H“ klappt es wohl nicht so richtig. „Wie geht es Euch?“ fragt Undine weiter. „ie eht es Eu“, schallt es zurück. Als Undine es noch eine Weile versucht hat, bemerkt sie, dass diese Papageien nur ihre eigenen Worte wiederholen. Das ist zwar süß, aber für eine richtige Unterhaltung nicht besonders sinnvoll. Sie hat allerdings bemerkt, dass einige der weißen Riesen auf ihre glänzenden, sich in der Sonne spiegelnden Schuppen schauen. Sie beschließt, ihnen eine zu schenken. Sie zupft eine Schuppe heraus, die in den nächsten Tagen wahrscheinlich ausgefallen wäre, wie auch ihre Haare manchmal ausfallen. Mit ausgestrecktem Arm hält sie die glitzernde Schuppe nach vorn. Ganz langsam kommen zwei der weißen Riesen näher, bis auf den untersten Ast des Baums. Aber es reicht nicht, dass sie mit ihren Schnäbeln die Schuppe erreichen können. Dann traut sich doch einer der Papageien und hüpft vom Ast runter auf den Felsen. Langsam kommt er näher, bis er schnell die Schuppe mit seinem kräftigen Schnabel fasst, so heftig, dass er mit der gebogen Spitze ein Loch reinbeißt. „Optimal für eine Schnur, um sie um den Hals zu hängen“, denkt Undine, als der Papagei mit seinem Schatz zu den anderen zurück in den Baum fliegt. Während einige der weißen Riesen die Schuppe bewundern und damit in der Sonne spielen, den reflektierten Sonnenstrahl in den Bäumen beobachten und sich selbst damit gegenseitig blenden, fängt einer der Papageien plötzlich an, Trompetenlaute von sich zu geben.
Undine fühlt im gleichen Moment leichte Vibrationen des Felsens, auf dem sie sitzt. Es fühlt sich an, als ob der Felsen zittert. Sie sieht sich um und entdeckt an der Biegung des Flusses, der hier in die Bucht mündet, ein großes zweischwänziges Tier, dass mit einem seiner großen runden Beine dort am Ufer auf den Boden stampft. Für Undine ist das Tier riesig. Sein Rücken ist viel höher als ein großer Mensch und es hat sehr, sehr große Ohren. Es hat auch zwei riesige weiße gebogenen Zähne links und rechts von dem Schwanz, der vorne zwischen den Augen ist, wo eigentlich eine Nase sein sollte. „Wozu sollten die sein. Damit kann man doch nichts fressen“, überlegte die Meeresfee. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Als es das Trompeten der Papageien hört, hebt das Tier seinen vorderen Schwanz nach oben und antwortet ebenfalls mit einem Trompetenlaut. Dann setzt es sich in Richtung der Papageien in Bewegung. Da die Bäume des Waldes zu dicht sind, steigt es in den Fluss und kommt im Wasser direkt auf Undine zu. Als es nur noch so weit entfernt ist, wie drei Bäume hoch sind, bemerkt es die Nixe und bleibt stehen. Ohne sie aus den Augen zu lassen, senkt es seinen vorderen Schwanz, der dicker und länger ist, als der hinten, ins Wasser und kommt langsam näher. Undine fragt sich, ob sie Angst haben muss und besser abtauchen und schnell wegschwimmen sollte, aber ihre Neugier ist größer. Ganz langsam kommt dieses zweischwänzige doch recht dicke und sicherlich sehr schwere Tier näher und näher. Aber es wirkt neugierig und nicht bösartig. Deshalb bleibt Undine.