Lea’s Träume

Wahrscheinlich war es also die Meerhexe gewesen, die Lea in ihrem Traum gesehen hat. Lea hatte beim Untergang des Schiffes wohl genau dieses Glück gehabt, dass sich die Meerhexe erst schönmachen musste und so den Delfin nicht bemerkte, der Lea rettete. Trotzdem war Lea sehr betrübt, da sie im Traum gesehen hatte, wie traurig ihr Vater war. Wie konnte sie ihm nur eine Nachricht überbringen und ihm mitteilen, dass sie noch lebte und wo sie war? Wer konnte ihr nur helfen? Als Lea am nächsten Abend im Dunkeln in ihrem Bett lag und versuchte Schäfchen zu zählen, um einzuschlafen, kam ihr ein Einfall. Wenn es die böse grüne Meerhexe war, die das ganze Unglück hervorgerufen hat, dann könnte sicher auch eine andere Hexe oder Fee helfen. Vielleicht könnte ja die Fee aus dem Vulkankegel helfen. Mit dieser Idee schlief Lea glücklich ein und die Dunkelheit störte sie überhaupt nicht mehr.
Gleich am Morgen erzählte Lea ihre Idee Artur. Sie fragte ihn, ob er sie noch einmal zum Vulkan beziehungsweise zum Haus der Fee im Krater begleiten würde. Obwohl Artur etwas Angst hatte, kam er mit. So wanderten Lea und Artur alleine durch den Wald, begleitet vom Gekreische der Papageien, bis zum Fuß des Vulkanberges. Danach kletterten sie in der Hitze der Sonne bis hinauf zum Kraterrand und danach vorsichtig den Krater hinab, zwischen den Dämpfen hindurch, bis zum Haus der Fee. Besonders vorsichtig klopfte Lea an die Tür. Im ersten Moment als die Tür aufging, funkelten die Augen der Fee sehr böse als sie sah, dass die Kinder wieder zum Vulkan gekommen waren. „Sei nicht böse, liebe Fee“, stammelte Lea ängstlich, „aber nur du kannst mir vielleicht helfen. Bitte höre mich an, bevor du uns wegjagst.“ „Das muss ja ein wirklich großes Problem sein, wenn ihr keine Angst vor mir habt!“, sagte daraufhin die Fee und ihr Gesicht hellte sich auf, „Kommt herein.“

Das Feenhaus war ganz einfach eingerichtet. Sie setzten sich an einen Holztisch auf einfache Holzstühle ohne Kissen. Die Fee gab jedem einen Becher mit Wasser, was etwas salzig schmeckte. „Mineralwasser aus dem Vulkangestein, sehr gesund!“, sagte die Fee, als Artur und Lea das Gesicht verzogen. Danach erzählte Lea ihre Träume und die Fee bekam ein sehr nachdenkliches Gesicht. „Lea, dir kann hier nur meine Freundin, die Meeresfee, helfen. Ich habe keine Macht über die Lebewesen des Wassers. Sie kennt sicher jemanden, der deinen Vater benachrichtigen kann. Aber auch sie muss vorsichtig sein, dass die Meerhexe nicht bemerkt, dass du gerettet worden bist. Ansonsten wird die Meerhexe alles tun, deinen Vater zu hindern, dich zu finden.“ „Aber wie finden wir die Meeresfee und woran erkennen wir sie?“, fragte Lea ganz verzweifelt. „Keine Sorge, jede Vollmondnacht, wenn das weiße Licht des Mondes einen silbernen Schleier über das Meer legt, besucht mich meine Freundin an den Klippen des Berges, in dem der Krake damals deinen Freund Artur und die anderen Kinder versteckt hatte. Außerdem habt ihr ausgesprochen großes Glück. Diese Nacht ist Vollmond. Also kommt heimlich gegen Mitternacht zum Strand, denn meine Freundin mag es nicht, wenn Menschen sie sehen. Ihr dürft es niemals jemandem verraten.“ „Aber wie kommen wir dann hinüber zu den Klippen? Ein Boot haben wir nicht, die werden bewacht. Außerdem ist Schwimmen zu weit und zu gefährlich, falls wieder ein Krake oder Hai an den Klippen unterwegs ist“, fragte Artur. „Lasst euch überraschen. Ich hole euch am Strand ab!“, sagte die Fee. „Und nun ab nach Hause mit euch beiden. Und wehe, es wird Gewohnheit mich zu besuchen!Ihr Kinder müsst Angst vor mir haben, damit ihr nicht zum Vulkan spielen kommt. Das gilt auch für euch beide. Verstanden?!“ Ganz artig nicken Lea und Artur und machen sich dann zurück auf den Heimweg.