Lea’s Vater

Shah J. freute sich sehr über diese Nachricht, dass seine Tochter noch lebte. Er wollte sofort seine Zustimmung geben, mehr Geld und Schätze zu schicken. Doch dann erinnerte er sich an die zweite unscheinbare Frau. Er nahm sich vor, sie zumindest anzuhören, bevor sie geköpft würde. Er befahl Undine hereinzubringen. „Erzähl, was hast du zu berichten?“, fragte er sie mürrisch. Dämona durfte dabei im Raum bleiben, da der Großmogul davon überzeugt war, dass Undine die Betrügerin ist. Immerhin sah die andere Frau viel schöner und edler aus. „Lass mich Ihnen zuerst mein Geschenk geben, von dem Ihnen im Traum Poseidon erzählt hat“, sagte Undine und holte den riesigen Diamanten raus und hielt ihn in die Sonnenstrahlen, die durch die Fensteröffnungen kamen. „Das glitzert wie ein Berg aus Licht“, dachte der Shah und war irritiert: „Woher weißt du von meinem Traum und Poseidons Nachricht?“ „Weil ich dies mit ihm besprochen habe. Erst wollten wir den Strand als Treffpunkt vorschlagen, wo Poseidons Lieblingsdelfin damals ihre Frau abgelegt hat. Aber im und am Meer hat die Meerhexe, die den Gouverneur bei seinem Betrug unterstützt, viel mehr Macht. Daher habe ich den Palast als Treffpunkt vorgeschlagen. Wie richtig das war, zeigt sich jetzt, da die Meerhexe gleichzeitig hier ist. Nur hat sie an Land viel weniger Macht als im Meer, wo sie das Schiff mit deiner Frau und Lea versenkte.“, antwortete Undine. „Haltet beide fest und bindet ihnen die Hände!“, befahl der Shah den Wachen, da er nachdenklich geworden war und nicht wusste, wem er glauben sollte. „Stimmen diese Anschuldigungen? Was hast du dazu zu sagen?“, fragte Leas Vater die schöne Frau. „Das ist die Meerhexe und sie hat den Piraten geholfen, das Schiff zu versenken, die Schätze zu rauben und dann deine Tochter zu entführen.“, beschuldigte Dämona Undine. „Welche Nachricht hast du an mich?“, fragte der Großmogul nun Undine. Er erinnerte sich, dass er diese noch gar nicht kannte. „Möchten sie wirklich, dass ich das vor der Meerhexe erzähle?“, fragte Undine zurück. Shah J. gab mit der Hand ein Zeichen, dass die Wachen die schöne Frau nach draußen bringen sollten, wo sie nichts hören konnte. „Erzähl nun!“, befahl er Undine. Diese erzählte nun die ganze Geschichte vom Untergang des Schiffes, wie der eine Delfin die Frau des Großmoguls bis nach Indien an den Strand gebracht hat. Wie der zweite Delfin Lea rettete, als die Meerhexe nicht aufpasste und an den Strand bei Baracoa brachte, wo sie der Händler Ignaz fand und aufgenommen hat. Wie sie zu den Piraten kam, nachdem der Gouverneur von Barakoa beschlossen hat, Lea zu finden und töten zu lassen, damit sie nicht zufällig gefunden wird und er noch möglichst lange Geld und Schätze für die Suche erhält. Zum Schluss fragte sie: „Warum kenne ich den Inhalt des Traums, wenn Poseidon mir nicht vertrauen würde? Warum sollte Poseidon jedoch der Meerhexe vertrauen, deren Taten er immer wieder abmildern muss, wie bei ihrer Tochter und Frau? Bei mir als Meeresfee weiß er, dass er mir vertrauen kann. Ich kenne Lea persönlich und weiß, wie sie jetzt aussieht. Sie hat einen schwarzen Stein im Ohr, der in bestimmten Situationen farbig leuchtet. Ich weiß, dass sie sich gerade bei den Piraten aufhält und die nächsten Wochen bei der Fee des Vulkans lernen soll, damit sie die Meerhexe möglichst nicht findet. Wenn ich die Meerhexe wäre und das alles wüsste, hätte ich dann nicht schon oft die Gelegenheit gehabt, Lea zu töten? Oder der Gouverneur hätte Lea schon längst erwischt, wenn ich mit ihm zusammenarbeiten würde?“ Leas Vater überlegte. Dann ließ er die schöne Frau reinbringen und befahl: „Legt sie in Ketten und richtet sie morgen hin!“ Bevor die Wachen zufassen konnten, verwandelte sich Dämona in eine kleine Schlange. Ehe jemand reagieren konnte, war sie unter der Tür nach draußen verschwunden. Die darauffolgende Suche nach der Schlange war vergebens. Dämona war entwischt. Als über dem Hafen dunkle Wolken aufzogen und in der Bucht ein Blitz in ein gerade hereinkommendes Schiff einschlug, wussten sie, dass die Meerhexe den Ozean erreicht hatte und nun unerreichbar war.